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26.11.23 – Funchal, Madeira

Obwohl gestellt, ist der Wecker nicht nötig, ein “lustiges Kerlchen” mit Aida-Fahne und einem wohl fragwürdigen Geisteszustand steht beim Einlaufen auf dem Pier und brüllt “Guten Mooorgen – Herzlich Willkommen” und das Ganze über mehr als eine Stunde ohne Pause. Die Mitreisenden sind völlig begeistert ob so viel Herzlichkeit. 
Egal, wir wollten ja eh aufstehen.
Gegen 8 verlassen wir das Schiff und laufen langsam Richtung Seilbahn. Noch ist es etwas wolkig, aber die Sonne steht schon in den Startlöchern – das wird gut!
Obwohl wir schon gegen 8.45 an der Station ankommen, warten schon Leute.

Entgegen unseren Erfahrungen vom letzten Jahr, öffnet die Station aber etwas früher, so das wir nur einen kurzen Aufenthalt haben. Die Fahrt ist kurzweilig, der Blick über Funchal spektakulär und ich vergesse ganz meine Höhenangst, die sich in den letzten 10 Jahren aus dem Nichts in meinen Kopf geschlichen hat. Komisch was man im Alter alles so aufsammelt.

In Monte aktiviere ich Komoot und die gespeicherte Tour. Zuerst sollen wir in Richtung der zweiten Seilbahn gehen, die von Monte aus zum Botanischen Garten fährt. Da ist dann der Einstieg in unseren Wanderweg, aber noch nicht in die Levada.

Der Weg ist gut zu laufen und wir sehen die Station. Nun verlassen wir den Hauptweg und es geht deutlich steiler bergab.

Und es ist plötzlich ruhig. Wir sind alleine. Der Weg führt uns durch Eukalyptuswälder immer weiter hinunter, teils wirklich sehr steil, wir gehen in kleinen, bewussten Schritten, um nicht den Halt zu verlieren.

Flacher wird der Weg nicht, dafür geht es nun steil bergauf. 100% Steigung und es ist heftig. Kein Ende in Sicht, dafür spektakuläre Aussichten.

Und wir sind immer noch erst auf dem Zubringerweg zur Levada. Der Weg führt uns in Serpentinen den Berg hinauf und ich komme ganz klar an meine Grenzen.

Nach einigen Kehren kommen wir in einen kleinen Ort. Ich bin schon ziemlich platt. Ein Schild mit der Aufschrift “Levada dos Tornes” schickt uns wiederum steil die Straße hinauf. Wir haben den Einstieg in die Levada gefunden!
Direkt neben uns eine Bushaltestelle. Der Weg der Levada würde uns nun noch weitere 5 km steil bergauf und steil bergab führen und ich muss mir leider eingestehen, dass ich das nicht packen werden. Zumal der botanische Garten noch auf dem Programm steht.
Trotzdem grüble ich. Ich will unbedingt und mein Körper sagt: ”Lass das du Spinner”!
Der heranfahrende Bus nimmt mir die Entscheidung ab und wir fahren in Richtung botanischer Garten. Während der Fahrt wird uns klar; Das war die Richtige Entscheidung! Selbst wenn wir das geschafft hätten, der Tag wäre vorbei gewesen. Der Bus hält direkt vor dem botanischen Garten. Wir zahlen 7,5 € und betreten die Anlage.

Wie alles auf Madeira ist der Garten in den Hang gebaut und die Dimensionen werden uns erst im Laufe des Rundgangs klar. Die Vielfalt ist klar größer als im Monte Park und trotz der botanisch völlig unpassenden Jahreszeit blüht das eine oder andere noch, bzw. schon wieder. Man hat das Gefühl, das auf dieser Insel alles gedeihen kann. Was ein Paradies!

Ich spreche den Gedanken aus, den ich schon einige Zeit mit mir herumschleppe: “Wir sollten hier im Frühjahr für ne Woche oder so herkommen!” Anne gefällt der Vorschlag. Wir werden uns damit wohl zu Hause eingehender beschäftigen.
Der Plan ist, durch den Park zu gehen und dann mit der Seilbahn wieder auf den Monte zu fahren und dann mit der anderen Seilbahn wieder herunter um dann durch die Stadt zurück zum Schiff zu laufen.
Wir sind fast am unteren Ende des botanischen Gartens angekommen und ich sehe einen Hinweis zu einem Ausgang an diesem Ende der Anlage.

Zur Seilbahn müssten wir nun wieder den Berg hochlaufen, was ich gerne vermeiden möchte. Das Meer sieht nicht allzu weit aus und so mache ich den Vorschlag hier den Park zu verlassen und zu Fuß den Rest des Weges zu gehen.
Nochmal schnell aufs Klo, wenns denn schon mal eines da is und raus auf die Straße. Einige Taxis warten direkt am Ausgang, ich lasse sie links liegen und laufe die Straße herunter die zum steilsten gehört, was ich je gelaufen bin. 50 Meter weiter sehe ich dann, was noch an Weg auf mich wartet und drehe um.

jo, alles klar! Das wird nix!

Ich komme ungelogen kaum den Berg wieder herauf zu den Taxis, meine innere Bergziege, die mir auf der Adriatour und auch in den letzten Tagen gut zu Diensten war, schwenkt die weiße Fahne. Selbst Anne ist völlig platt. Für 15 Euro fahre wir in die Stadt zurück und was soll ich sagen, Jeder einzelne Euro ist gut investiert.
Der Fahrer lässt uns im Zentrum raus und wir laufen durch die Einkaufsmeile in Richtung Schiff.
Leider ist Sonntag und die Geschäfte haben zu. Ich sehe Pasteis de Nata, die ich unbedingt probieren will. Das hatte sich in Lissabon nicht ergeben. Wir warten geduldig, aber niemand mag uns welche verkaufen. Der Kellner läuft ständig uns vorbei und die Dame hinter der Theke fängt an Gläser zu putzen. Wir drehen uns um und setzen unseren Weg fort. Die letzten Meter ziehen sich und wir sind froh, als wir wieder an Bord sind. Wir fahren mit dem Aufzug ohne Umweg auf Deck 6 und gehen ins Bella Donna zum Essen. Erste Mahlzeit des Tages und nach 5 Stunden auf den Beinen haben wir sogar Hunger!

In der Kabine heißt es dann nur noch: raus aus den Klamotten. Die Sonne steht auf dem Balkon und wir genießen es bei einer Tasse Kaffee.
Wir sind extrem platt und ich bin heute definitiv an meine Grenzen gekommen. Mal sehen, wie weit ich die in Zukunft noch verschieben kann.
Aber es war einfach superschön!